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Drei Gründe für ein individuelles Ohrstück

1. Ohrstücke sind passgenau

Damit die Ohrstücke genau in Ihre Ohren passen (sie werden auch Ohrpassstücke oder Otoplastiken genannt), muss der Akustiker eine Ohrabformung machen:

  • Zuerst führt er mit dem Otoskop eine Ohrinspektion durch. Dabei kontrolliert er die Verhältnisse im Gehörgang und ob dieser frei von Cerumen ist.
  • Anschliessend führt er mit einer abgerundeten Pinzette einen Schaumstoff- oder Watte-Pad in den Gehörgang. Am Pad ist ein Faden befestigt, der als Ausziehhilfe dient.
  • Mit einer schmalen Leuchtlampe kontrolliert der Akustiker den Sitz des Pads. Dieser darf nicht schräg im Gehörgang liegen und muss den Gehörgang richtig verschliessen.
  • Nun spritzt der Akustiker eine Silikon-Zweikomponentenmasse in den Gehörgang. Diese Masse wird nach 4-5 Minuten durch die Körpertemperatur abgehärtet. Unsere Kunden spüren bei der Abdrucknahme keinen Schmerz. Manchmal wird jedoch ein Kratzen oder ein harmloser Hustenreiz ausgelöst.
  • Ist die Masse hart, zieht der Akustiker die Abformung mit Hilfe des Fadens aus dem Gehörgang.
  • Die Abformung wird eingescannt und per Mail an das Labor verschickt.
  • Anhand der Angaben zu Form und Material werden im Labor für Sie passende Ohrstücke hergestellt.

Ohrstücke aus Acryl werden zuerst im 3D-Drucker geprintet und anschliessend von Hand nachverarbeitet. Ohrstücke aus anderen Materialen werden meist in reiner Handarbeit hergestellt.

2. Ohrstücke führen den Schall ohne Verlust vom Hörgerät in den Gehörgang

Ohrstücke bieten auch akustische Vorteile. Der Hörgeräte-Akustiker will Ihre Hörgeräte so einstellen, dass Sie möglichst gut hören und verstehen. Die Ohrstücke verbessern die akustische Übertragung dank perfekter Schallführung und optimieren die akustische Übertragungscharakteristik mithilfe der Zusatz- oder Belüftungsbohrung.

Besonders bei einer grossen Verstärkung ist es wichtig, dass der Gehörgang genügend abgedichtet ist. Sonst entsteht eine Rückkopplung – ein unangenehmes Pfeifen – , was manchmal auch von Personen in der Umgebung wahrgenommen wird und natürlich die Funktion des Hörgeräts beeinträchtigt. Oft kann diese Rückkopplung nur dank eines massgefertigten Ohrstücks vermieden werden.

3. Welches Material und welche Form sind für Sie am besten?

Je nachdem, welche Hörgeräte-Bauform Sie wählen und wie gross Ihr Hörverlust ist, sind die Ohrstücke unterschiedlich in Form und Material. Wir verwenden Acryl, Silikon oder Thermotec. Falls jemand allergisch auf ein Material reagiert, können wir die Ohrstücke auch aus Titan herstellen oder die Acryl-Ohrstücke vergolden lassen.
Damit die Ohrstücke in der Ohrmuschel nicht rutschen, haben sie unterschiedliche Formen wie Stöpsel, Spange, Ring, Kralle oder Schale. Bei einem starken Hörverlust muss der Gehörgang gut abgedichtet sein. Darum wird oft eine Schale hergestellt, die die Ohrmuschel ganz ausfüllt.
Je nach Bedürfnis und Anforderungen – besonders bei Kindern – sind Ohrstücke aus Thermotec praktischer und angenehmer. Dieses Material wird beim Tragen durch die warme Körpertemperatur weich.
Für Mädchen und Frauen besteht die Möglichkeit, aus dem Ohrstück ein Schmuckstück zu machen: In den Ring oder die Schale aus Acryl können Strass-Steinchen von der Lieblingsfarbe eingesetzt werden!

Alternativen zum Ohrstück

Wenn Sie zu Beginn der Hörgeräte-Anpassung verschiedene Hörgeräte testen wollen, ist es meist einfacher, ohne Ohrstücke zu beginnen. Denn oft hängen Form und Material des Ohrstücks vom dazugehörenden Hörgerät ab. In der Testphase verwenden wir deshalb bei mini-HdO-Hörgeräten Silikon-Domes (Schirmchen), die es in verschiedenen Grössen und Ausführungen gibt. Manchmal entscheiden sich Kunden beim Abschluss der Anpassung für diese Silikon-Domes und verzichten auf massgefertigte Ohrstücke. Die Domes sind dünn, werden rasch beschädigt und müssen ab und zu ersetzt werden.
Bei IdO- un HdO-Hörgeräten müssen von Anfang an massgefertigte Schalen oder Ohrstücke benutzt werden.

Haltbarkeit

Massgefertigte Ohrstücke sind langlebig. Wichtig sind jedoch eine sorgfältige Pflege und Behandlung. Weil bei Kindern das äussere Ohr (Gehörgang und Ohrmuschel) im Wachstum sind, muss das Ohrstück alle 1-3 Jahre neu angefertigt werden. Auch bei erwachsenen Kunden kann es nach einigen Jahren vorkommen, dass das Ohrstück nicht mehr gut abdichtet und neu hergestellt werden muss, insbesondere nach einem Gewichtsverlust.

Pflege des Ohrstücks

Alle Ohrstücke – unabhängig von der Form – müssen regelmässig, d.h. am besten täglich, gereinigt werden. Verwenden Sie dazu ein Papiertuch, trocken oder leicht feucht, und wischen Sie den Teil, der im Gehörgang sitzt, gut ab. Mit einer kleinen Bürste (schenken wir Ihnen gerne!) können Sie Cerumen bei der Schallöffnung entfernen.
Grosse Ohrstücke mit einem Schallschlauch sollten Sie alle 3 Monate bei uns im Geschäft im Ultraschall reinigen lassen. Bei dieser Gelegenheit ersetzen wir den Schallschlauch. Ohrstücke mit externem Hörer haben Filter, die Sie regelmässig wechseln sollten. Falls Sie unsicher sind, helfen wir Ihen gerne dabei.

Ein Ohrstück drückt – was tun?

Ohrstücke sollten nie schmerzen! Falls es dennoch vorkommt, melden Sie sich bitte unverzüglich bei uns. Unsere Mitarbeitenden kontrollieren die Schmerz- oder Druckstelle und suchen den Grund dafür. Besonders bei neuen Ohrstücken kann es vorkommen, dass eine kleine Anpassung notwendig ist und wir ein wenig Material abschleifen müssen. Je nach Ursache müssen Sie vielleicht beim Facharzt den Grund der Schmerzen abklären lassen.